Ölsardinen

Die Fische stehen dicht an dicht, balancieren auf ihren Flossen in Reih und Glied, Flipper, die nach Futter gieren auf grünem Rasen. Die Burg dahinter ohne Burgfräulein. Niemand in Sicht, der den Fischen, womöglich sind es Haie, Applaus für ihr Kunststück spendiert. Ölsardinen kommen in den Sinn, Desperate Housewives, die nichts zu tun haben in dieser leergefegten Landschaft.

Das Bild ist so glatt, dass man fast glauben meint, es sei auf eine Plane aufgedruckt und über den Verteilerkasten gestülpt worden. Am Fuß scheint der Saum auszufransen. Doch wenn man genau hinschaut, sieht man, dass es die grüne Farbe ist, die ausläuft, und ein Fingerbreit weiter als Vergissmeinnicht aufkeimt.

Selten habe ich eine so trostlose Landschaft gesehen. Die tanzenden Fische machen es nicht besser. Es erinnert an die frühe Lara Croft, als die Rechenkapazität noch nicht ausreichte, sämtliche Texturen genau zu berechnen und die Flächen mit verwischten Dreiecken und Rhomben gefüllt waren. Ich erinnere mich an die Verzweiflung, mit der ich wieder und wieder gegen Burgwände anlief und sie nicht erklimmen konnte. Nichts ließ sich berühren, verschieben, bewegen, wohin ich mich auch drehte, ich stieß gegen eine unsichtbare Wand.

Ich will raus, aus dieser leblosen Welt. Da hilft auch der blaue Himmel und das Wölkchen nicht. Und plötzlich erscheint das Pflaster, auf das ich zuvor so achtlos getreten bin, als Ausbund an Vielfalt und Schönheit und ich freue mich über jedes Unkraut, das sich durch die Ritzen schiebt.

Foto: © Dietmar Lambert

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