Die Frau sitzt auf einem Sockel in der gleißenden Sonne, die so heiß ist, dass selbst die Katzen in den Schatten flüchten. Sie hat die Fußsohlen aneinander gelegt und die Knie nach außen geklappt. Von weitem und ohne Brille hat sie die Umrisse eines Ankers.
Sie schaut mich nicht an, sondern blickt konzentriert auf ihre Hände, die sie zur Pfeilspitze aneinander gelegt hat und die eine Linie mit ihren Fußsohlen bilden, mit dem Bauchnabel, dem Brustbein, dem Nasenrücken und dem steil nach oben gebürsteten Haar. Selbst die Falten ihres Tuchs, das sie um die Hüften trägt, werfen konzentrische Wellen um ihren Bauchnabel. Just dort, wo man das Schamhaar erwarten würde, hat sich Grünspan breit gemacht.
Was sie wohl sehen mag? Warum sie diese Haltung einnimmt? Als ob sie mit den Beine eine Schüssel bilde, um Regenwasser aufzufangen. Und jetzt, mitten im Sommer, taucht sie beide Hände hinein, um sich abzukühlenden.
Dabei bleibt sie völlig gelassen. Weder die Hitze noch die neugieren Blicke können ihr etwas anhaben. Sie sitzt auf ihrem Sockel und ist sich selbst genug.
Ich hingegen habe mich zwar längst nicht satt gesehen, aber ich verdrücke mich trotzdem in den Schatten.
Gesehen in: Museum of Modern Art, Dubrovnik