Man sieht nur die Gummistiefel des Tierpflegers auf der Plattform und Wasserwirbel, wo die Riesenrochen nach dem Futter schnappen. Als ob sie die Reihenfolge vorher abgesprochen hätten, gleiten sie brav nacheinander zur Futterstelle, warten, bis der Vorgänger genug hat, holen sich ihren Anteil und schweben wieder davon. Fast wie beim Amt. Jeder zieht eine Nummer.
Piranhas, die nächsten in der Hackordnung, halten sich bereits in Wartestellung. Nur einen scheint das alles völlig kalt zu lassen.
Länger als ein Arm und pfeilgerade ragt eine Silhouette aus den Felsen unter der Plattform. Die im Gegenlicht erkennbaren spitzen Zähne verraten, dass es sich dabei nicht um Treibgut handelt, sondern um einen Räuber, einen Barracuda.
Völlig bewegungslos verharrt er dort und wartet. Keine Schwanzflosse erzittert, keine Rückenflosse stabilisiert seine Position. Ein Wunder der Technik – oder der Evolution.
Das Gehirn blendet aus, was sich nicht verändert. Als Teil der Landschaft schwebt der Jäger im Blau und wartet. Geduldig. Ein Manta segelt vorüber. Zu groß. Die Piranhas sind jetzt an der Reihe und flitzen zur Futterstelle. Zu viele – oder vielleicht auch nur zu anstrengend. Schließlich ein Schwarm kleinerer Fische.
Ich stehe da und warte auf das Drama.
Doch es will sich nicht einstellen.
Die anderen Fische meiden den dunklen Fleck wie einen Fluch. Keiner sieht den Räuber, aber alle spüren, dass dort im Schatten, etwas lauert, und schwimmen in großem Bogen darum herum. Seine düstere Aura verrät ihn. Das, oder die anderen Fische sind schlauer geworden.