Praying Mantis

Da sitzt sie, die Gottesanbeterin, und wartet. Sie wartet geduldig, bis ihr Opfer in Sprungweite gerät. Die Hände hat sie schon in Position gebracht, die Widerhaken an den Fingern sind ausgefahren. Das Kinn läuft spitz zu, bereit, auf das Opfer einzuhacken.
Absprungbereit hockt sie auf einem Schemel. Im Gegensatz zu ihrem Insektenvorbild beschwert sie kein ausufernder Hinterleib.

Doch sie hat auch etwas Hündisches, diese Fangschrecke. Wie sie die Pfoten anhebt, so devot, und Männchen bzw. Frauchen macht, als ob sie gelobt werden will für ihre Fangfähigkeiten. Abgemagert, der Kopf nur noch ein Dreieck aus Knochen, bettelt sie um Anerkennung oder wenigstens doch Aufmerksamkeit.

Die soll sie bekommen. Ich bin nicht die einzige Person, die vor ihr stehen bleibt, sie umkreist, von allen Seiten bewundert und dabei ein leichtes Schaudern auf der Haut genießt.

Erst jetzt wird mir bewusst, dass sich die Betende – „praying“ – auf der Tonspur von der Erbeutenden – „preying“ – nicht unterscheidet.

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