Der Chirurg bog den Brustkorb der jungen Frau auseinander und griff tief hinein. Nach kurzem Tasten zog er die Hand mit einem triumphierenden „Hab ich dich!“ zurück. Das Herz der Frau hörte auf zu schlagen. In seiner Faust zappelte ein durchscheinendes Etwas mit tentakelartigen Fortsätzen.
„So rein!“, rief die Schwester und lief zum Regal, um etwas Eis in eine leere Spenderbox zu füllen.
„Bei dem Lebenswandel?„, fragte der Chirurg und deutete auf den Monitor mit den wesentlichen Eckdaten der Frau. Er schritt zum Ofen in der Ecke des Operationssaals.
Die Schwester stellte sich ihm in den Weg. „Dann wiegen wir eben.“
Sie ging zu der Goldwaage neben den Plastikfächern mit Tupfern und Kanülen. „Wo sind die Waagschalen?“
Der Chirurg schob etwas mit dem Fuß unter den Schrank und zuckte mit den Achseln. Mit einem „Bin gleich wieder da“ eilte die Schwester hinaus. Sofort beugte er sich über das zappelnde Ding in seiner Hand und zischelte: „Noch einen letzten Wunsch?“
Das Wesen fiepte etwas, woraufhin er es wutentbrannt in eine Plastikwanne auf einen Haufen ähnlicher Glibberwesen schleuderte.
In dem Moment kam die Schwester zurück. „Wo ist die Seele?“, fragte sie.
Mit dem Kopf deutete er auf die Wanne mit der Aufschrift Purgatorium. „Sie können Sie haben“, sagte er resigniert.
Vorsichtig nahm die Schwester die Seele der jungen Frau aus der Wanne – die einzige, die leuchtete – und legte sie in die Spenderbox. „Die anderen können wir danach wiegen“, meinte sie im Hinausgehen.
„Jaja.“ Kaum war er alleine, griff der Chirurg mit beiden Händen die Seelen und warf sie in den Ofen. Eine Dampfwolke stieb ihm entgegen. Er drückte die Offenklappe zu, bevor die Schreie einsetzten.
Hatte sich die der Tag doch noch gelohnt, dachte er und schrubbte sich zufrieden die Hände.