Ich glitt hinter einer Touristin in den Dom hinein. Ein bulliger Typ folgte mir, kurz darauf kam seine Frau mit einem kleinen Kind auf dem Arm.
Ich betrachtete die Fenster. Die reinsten Comics. Die gesamte Jesusgeschichte in achtundzwanzig Szenen.
Eine Frau in luftigem Sommerkleid schwebte an mir vorüber. Ich riss mich zusammen. Ich konnte keine zusätzlichen Komplikationen in Form einer Frau gebrauchen. Auf einer der Bankreihen fand ich eine Baseballkappe. Ich setzte sie auf. Eine einfache und effektive Methode, einen Verfolger loszuwerden.
Eine Lehrerin erklärte ihren Schülern etwas zu einem der Fenster. Ich fragte mich, warum sie ausgerechnet das ausgesucht hatte. Es bestand aus einer wahllosen Anordnung bunter Quadrate und erinnerte mich an das Fernsehrauschen nach Sendeschluss.
Ich schlenderte weiter. Grinsten mich da zwei Buben aus dem Fenster an? Ich ging einen Schritt zurück, sah schon den Herzbuben und seinen dunkleren Kumpan auf mich herabblicken, aber es waren zwei Heilige und ein auf Bittstellergröße geschrumpfter Bischoff. Jetzt verfolgten mich die verdammten Karten schon bis in die Kirche. Dabei war ich mir meiner Sache so sicher gewesen. Ich hatte einen Karobuben auf der Hand und Il Contabile deckte nacheinander die anderen beiden Buben auf. Ich war so benebelt, von meinem Glück, dass ich nicht darauf achtete, wie er im weiteren Verlauf eine Sieben und eine Neun aufdeckte. Ich setzte alles. Und mehr. Mein Drilling war wertlos. Der Ingenieur hatte eine Straight. Und jetzt schulde ich ihm mehr Geld, als ich jemals mit legaler Arbeit zurückzahlen kann. Ich muss mein Leben in Ordnung bringen.
Auf dem Weg zum Ostportal sah ich die Frau in dem luftigen Sommerkleid eines der Fenster bewundern. Ich stellte mich neben sie.
„Das ist das Kinderfenster“, sagte sie und lächelte mich an. Sofort ging es mir besser. „Wenn du deinen Kleinen vermisst, weil du nicht gezahlt hast“, sagte sie unverändert freundlich, „kannst du hierher zum Kindergucken kommen. – Der Ingenieur gibt dir genau drei Tage.“