Der Mann starrt in die Muschel, als ob er darauf warte, jeden Moment eine Venus daraus aufsteigen zu sehen. Seine Kleidung ist glatt und historisch unverdächtig, Hose und Jackett sind nur angedeutet, allein der Bart macht stutzig. Er erinnert an einen Muschelbart, den ungenießbaren Teil dieser Meerestiere.
Genau genommen ist es gar keine Muschel, die er in der Hand hält, sondern eine Meeresschnecke. Schließlich handelt es sich um ein zwar gewundenes, aber nicht zweigeteiltes Gehäuse. Die Außenseiten sind stachelig und laufen am Ende spitz zu. Es wird keine Schnecke mehr herauskriechen, die ist schon lange verendet. Worauf wartet er also noch?
Vielleicht hat ihn auch überrascht, was er gehört hat, als er sich die Muschel ans Ohr hielt? Man sagt ja, es sei das Meer, das darin rausche. Aber das stimmt nicht. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es lediglich Umgebungsgeräusche sind, die man hört. Je nach Tonlage verstärkt der Hohlraum der Muschel – Meeresschnecke – diese mal mehr, mal weniger. Wissenschaft kann so entromantisierend sein.
Um das Meer singen zu hören, muss man ein paar Meter zurückgehen. Dort ist in die Kaimauer eine Meeresorgel eingebaut und die Brandung bringt die zum Klingen. Das wiederum ist ziemlich romantisch.
Gesehen in: Zadar, Kroatien